Geschichte

In der Antike war das Lechtal nur sehr dünn besiedelt, denn der lehmige Boden war nur wenig fruchtbar. Das Leben scheint sich mehr auf der westlichen Anhöhe abgespielt zu haben, was die Funde von Blankenburg und dem Donnsberg bezeugen. Dort konnte man auf dem fruchtbaren Lössboden bessere Ernten erwarten.

Im Jahr 15 n. Chr. drangen die Römer über die Alpen in Süddeutschland ein und errichteten bei den Burghöfen südlich von Mertingen ein Kastell mit dem Namen „Submuntorium“ zur Bewachung der nördlichen Reichsgrenze. Um den Nachschub sicher zu stellen, erbauten sie eine Straße, die Via Claudia Augusta, die dieses Kastell über Augsburg mit Norditalien verband und direkt an Nordendorf vorbeiführte.

Als sich die Römer zurückzogen, drangen im 3. Jahrhundert mehrere germanische Stämme in Süddeutschland ein, die neues Siedlungsgebiet suchten. Im Lech- und Schmuttertal ließen sich vor allem die Alemannen nieder, die erst im Mittelalter Sueben oder Schwaben genannt wurden. Beim Bau der Bahnlinie Augsburg – Donauwörth im Jahr 1843 fand man ein Reihengräberfeld aus der Mitte des 6. Jahrhunderts mit 443 Gräbern und vielen Grabbeigaben, die Nordendorf damals berühmt machten. An der Ausgrabungsstelle wurde ein Denkmal errichtet. Die bekanntesten Funde sind zwei gut erhaltene Bügelfibeln (eine große und eine kleine) mit einer Runenschrift auf der Rückseite, die nach Meinung einiger Historiker auf die damals beginnende Christianisierung unseres Gebietes hinweisen könnte.

In der Folgezeit kam das Gebiet östlich des Lechs unter fränkische Herrschaft. Aus dieser Zeit dürfte auch der heutige Ortsnamen Nordendorf stammen, bis ins 19. Jahrhundert wurde es allerdings Norndorf genannt. Als im Jahre 1997 die Bundesstraße 2 ausgebaut wurde, legte man eine Siedlung aus dem 7. bis 9. Jahrhundert im Bereich der südlichen Einfahrtsschleife zur Bundesstraße frei. Ob es eine Vorgängersiedlung des heutigen Nordendorf war, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Wegen eines dortigen Bachlaufs könnte es Probleme mit dem Hochwasser gegeben haben, sodass die Siedlung vielleicht etwas weiter nach Westen verlegt wurde.

Im Mittelalter spielten die Herren von Donnersberg, heute Donnsberg genannt (dort hatten sie auch eine Burg), eine wichtige Rolle als Marschalle und Truchsesse in Diensten des Bischofs von Augsburg. Nordendorf wurde im Jahr 1213 zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, als ein Ulrich von Norndorf ein Gut in Anhausen der Kirche als Seelgerät für sich und seine Frau vermachte. Sie hatten anscheinend enge Verbindungen zu den Rittern von Pappenheim, denn ein Nachkomme von ihm wird als Burgverwalter der Burg Druisheim erwähnt. Nordendorf wird damals als „Zugehörde zum Donnsberg“ im Testament des letzten Stauferkönigs genannt. Im Spätmittelalter gab es viele Besitzer der Höfe und Sölden in Nordendorf: die Herren von Erringen, die Wittelsbacher und Ritter Mang von Hohenreichen, um nur einige zu nennen.

1580 kaufte Markus Fugger das Nordendorfer Schloss und einen großen Teil des Dorfes sowie den Donnsberg und Blankenburg. Die Fugger herrschten beinahe 300 Jahre in Nordendorf und nahmen trotz vielfältiger Besitztümer den Namen Herren von Nordendorf an. Bis 1676 herrschte die ältere Nordendorfer Linie. Sie ging 1676 allerdings zu Ende, da es keine männlichen Erben gab. Der Fugger‘sche Zweig Kirchheim-Glött erbte die Herrschaft Nordendorf. Man nennt sie die jüngere Nordendorfer Linie. Doch mit dem Ableben von Carl Anton Graf Fugger 1848 starb auch diese Linie aus. Als 1862 oder 1864 das Schloss abbrannte, verkauften die Erben alle Besitztümer der Fugger in Nordendorf.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803, bei dem beschlossen wurde, die kleinen Fürstentümer und Herrschaften aufzulösen, kam Nordendorf 1808 zum damaligen Königreich Bayern.

Nordendorf zählte um 1840 ca. 50 Anwesen mit 310 Einwohnern. Die Besiedlung war im Wesentlichen auf die Hauptstraße (bis zur Einmündung Herdenstraße), die heutige Donnsbergstraße, die Oehlstraße, die Schmutterstraße und einen kleinen Teil der Schäfflerstraße beschränkt. Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft. Ein sprunghafter Anstieg der Einwohnerzahl konnte erst nach dem 2. Weltkrieg verzeichnet werden, als sich viele Heimatvertriebene aus dem Osten Deutschlands in neu geschaffenen Siedlungen niederließen. Heute hat Nordendorf ca. 2460 Einwohner.

Durch seine Lage zwischen Augsburg und Donauwörth wurde die Verwaltungszugehörigkeit von Nordendorf oft geändert. Zuerst gehörte es zum Bezirksamt Wertingen, ab 1870 zum Bezirksamt Donauwörth und seit der letzten Gebietsreform 1972 zum Landkreis Augsburg.